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Wege zum erfolgreichen Sprechen mit Menschen aus dem Ruhrgebiet
Entgegen allen land- und weitläufigen Vorurteilen sind Gespräche unter und mit Menschen aus dem Ruhrgebiet einem äußerst komplexen Ritual unterworfen, das einer exakten semantischen Analyse überantwortet werden muss. Diese Regeln für Gesprächseinstieg, -erkundung, -vertiefung und -ausstieg sollte jeder genau kennen, der im Land der Schlote kommunikativ tätig werden will.

Einstiegsphase
Sprecher 1
Sprecher 2
Analyse

Standardvariationen

a)
Tach, ey!
b) Mahlzeit!

a)
Tach, auch!
b) Mahlzeit!
Sprecher 2 signalisiert mit seiner Antwort lediglich, dass ihm Sprecher 1 bekannt zu sein scheint.

Erkundungsphase
Sprecher 1
Sprecher 2
Sprecher 1
Analyse

Variation 1: Die klassische Eröffnung

Wie is?
oder
Wie geht?

Muss! - Und selbst?

Muss auch!
Das Signal für eine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft geht von Sprecher 1 aus. Sprecher 2 signalisiert durch seine Rückfrage, dass er wünscht, in ein vertieftes Gespräch einzusteigen.

Variation 2: Die geschlossene Eröffnung

Wat gibt!

Nix gibt!

Scheiß Tach auch!
Sprecher 1 signalisiert, dass er ein vertieftes Gespräch nicht um jeden Preis angehen möchte. Sprecher 2 unterstützt diesen Wunsch, woraufhin Sprecher 1 das Gespräch schließt, ohne dass es vertieft wird.

Variation 3: Die offene Eröffnung

Wat is!

Nix is!

Gleich gibt wat!
Vorsicht! Die Anrede von Sprecher 1 könnte durchaus einen aggressiven Unterton beinhalten. Sprecher 2 ist gut beraten, Distanz zu halten und den weiteren Fortgang genau zu erkunden. Das "Gleich gibt wat" könnte nämlich die Androhung sein, dass es gleich was auf die Nase gibt.

Vertiefungsphase
Sprecher 1/2
Analyse
Standardvariation
Wat macht/machen .. .
Wat gibt Neues von ...
Allgemein-kommunikativ-konstruktiver Impuls für den Einstieg in das vertiefte Gespräch im Ruhrgebiet.
Variation 1: sehr intime Vertiefungen
... Schalke /... die Borussen /... die Rot-Weißen
... zeugt von sehr intimer Kenntnis der kommunikationsfördernden fußballerischen Vorliebe des Gesprächspartners.
... die Duven? ... zeugt von sehr intimer Kenntnis der kommunikationsfördernden tierbetonten Vorliebe des Gesprächspartners.
. ... dat Krösken? ... zeugt von sehr intimer Kenntnis der kommunikationsfördernden menschbetonten Vorliebe des Gesprächspartners.
. ... die Maloche? ... zeugt von sehr intimer Kenntnis der kommunikationsfördernden arbeitsbetonten Vorliebe des Gesprächspartners.
. ... dein Pips? ... zeugt von sehr intimer Kenntnis der kommunikationsfördernden krankheitsbetonten Vorliebe des Gesprächspartners.
Variation 2: recht intime Vertiefungen ... dat Häusken? ... deutet auf recht intime Kenntnis der kommunikationsfördernden immobilienbetonten Vorliebe des Gesprächspartners.
... die Olle?... der Olle? ... deutet auf recht intime Kenntnis der kommunikationsfördernden partnerbetonten Vorliebe des Gesprächspartners.
. ... den Diesel? ... deutet auf recht intime Kenntnis der kommunikationsfördernden autobetonten Vorliebe des Gesprächspartners.
. ... die Blagen? ... deutet auf recht intime Kenntnis der kommunikationsfördernden nachkommenbetonten Vorliebe des Gesprächspartners.
Variation 3: gar nicht intime Vertiefungen ... den Verein? ... zeigt gar nicht intime Kenntnis der Vorlieben des Gesprächspartners auf, da jeder Ruhrgebietler in irgendeinem Verein ist.
... den Willi? ... die Else? ... zeigt gar nicht intime Kenntnis der Vorlieben des Gesprächspartners auf, da jeder Ruhrgebietler einen Willi oder eine Else kennt.

Ausstiegsphase
Sprecher 1/2
Analyse
Variation 1: gelungen
Hau rein! Machet gut! Gib Stoff! Lottiwatgotgon! Lass knacken! Schüssikowski!
Das Gespräch scheint gelungen und beide Gesprächspartner scheiden voneinander mit dem Gefühl, sicherlich erneut in ein vertieftes Gespräch einzusteigen.
Variation 2: recht gelungen
Ich muss! Schückes!
Das Gespräch scheint recht gelungen und beide Gesprächspartner scheiden voneinander mit dem Gefühl, möglichweise erneut in ein vertieftes Gespräch einzusteigen.
Variation 3: nicht gelungen
Mach Abfluch! Zieh ab! Verpiss dich! Schieß inne Melle! Mach dich vom Acker! Mach dich wech!
Das Gespräch scheint nicht gelungen und beide Gesprächspartner scheiden voneinander mit dem Gefühl, sicher nie wieder in ein vertieftes Gespräch einzusteigen.
Teile der Wege zum Spracherfolg wurden dem "Lexikon der Ruhrgebietssprache" entnommen.

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